'Vollwertkost' für die eigenen vier Wände
Die "baubiologische Schiene" zieht sich inzwischen durch alle Produktgattungen beim Hausbau. In den Produktbeschreibungen der Hersteller heißt es denn auch immer wieder nahezu identisch "biologisch" und "ökologisch unbedenklich". Wüstenrot empfiehlt, sich beim Handwerker zu versichern, dass "auch drin ist, was draufsteht."
Die Zahl der privaten Hausbesitzer, die nach "Vollwertkost" auch in ihrer Wohnung verlangen, steigt. Sie wollen zum Beispiel wissen, aus welchen Materialien die Oberflächen der Wände in den Kinderzimmern bestehen. Oder welche Komponenten die Holzverbundplatte auf der Rückseite der Schrankwand im Schlafzimmer aufweist.
Oder allgemeiner wie "Oberflächen-Produkte" - zum Beispiel Tapeten, Putze oder Paneele - zusammengesetzt sind. Dankbar lassen sie sich vom Handwerker über solche Einzelheiten ihres neuen Hauses informieren. So erfahren sie, dass Produkte mit der Qualitätsbezeichnung LF keine Lösemittel enthalten. Tragen sie das Zeichen ELF, sind sie frei von Weichmachern, chemischen Substanzen, die beim Ausdünsten die hässlich dunklen Stellen in den oberen Zimmerecken verursachen sollen.
Für Allergiker empfohlen Vielen Bewohnern ist die Angabe der Inhaltsstoffe deshalb wichtig, weil sie inzwischen die Reizstoffe kennen, die Allergien auslösen können. "Für Allergiker geeignet" lautet deshalb das Prädikat, mit dem namhafte Farbenhersteller ihre Erzeugnisse anbieten. Dass es dabei mit rechten Dingen zugegangen ist, hat ein unabhängiges Gutachten der Essener TÜV-Prüfstelle oder anderer Institute bestätigt. So bestehen Innenputze zwar aus ganz unterschiedlichen Materialien, doch ist es für den Verbraucher erst einmal wichtig, erkennen zu können, welche Produkte wohngesund sind und welche nicht.
Gebirgsluft fürs Kinderzimmer Es liegt durchaus in der Verantwortung der Eltern, ihre Kinder in einer wohngesunden Umgebung aufwachsen zu lassen. "Wohngesund" ist dabei ein weitgespannter Begriff, der sich inzwischen in den Sprachgebrauch eingenistet hat und vom Kunden leider viel zu wenig hinterfragt wird. Darunter versteht man unter anderem die Fähigkeit von Endbeschichtungen, die überschüssige Feuchtigkeit im Raum aufzunehmen und sie im Bedarfsfall, wenn es zu trocken wird, wieder abzugeben. Das sorgt für den Ausgleich des Feuchtehaushalts - eine der wesentlichsten Voraussetzungen für wohnhygienische Raumluftverhältnisse.
Der landläufige Begriff "atmungsaktiv" veranschaulicht, wenn auch nicht ganz präzise, diese Wechselbeziehung. Sobald nämlich die Feuchtewerte 70 Prozent übersteigen, explodiert die Zahl der Mikroorganismen. Senkt man die Feuchterate auf 50 oder 45 Prozent, wird den unliebsamen Mitbewohnern die Existenzgrundlage entzogen. Fällt sie hingegen auf unter 20 Prozent, fühlt sich der Bewohner unwohl, weil er dann unter zu trockenen Schleimhäuten leidet. Ob mit geeigneten Endbeschichtungen allein schon die Qualität von Gebirgsluft zu erreichen ist, bleibt allerdings fraglich, denn das hängt auch von der Beschaffenheit von Möbeln und Boden ab.
Atmungsaktive Oberflächen "Atmungsaktiv" sind beispielsweise Putze aus Lehm oder Gips/Lehm mit einem Anstrich aus lösungsmittelfreien "Naturfarben". Wandoberflächen aus diesem Baumaterial nehmen Luftfeuchtigkeit auf und geben dem Raum eine angenehme Wohnat-mosphäre. Längst gibt es die erdige Substanz unter Zusatz natürlicher Pigmente in verschiedenen Farben und Streichputzstrukturen, die in ihrer Optik an Lasur- und Wischtechnik erinnern.
Bei Biomörtel handelt es sich um biologisch konzipierte Trockenmörtelmischungen rein mineralischen Ursprungs. Aus der "Bio-Familie" kommt auch ein Kleber, der sich zum Verlegen und Versetzen von Ton-, Naturstein- und keramischen Bodenplatten eignet.
Gesundes Schlafen Saubere Luft ist der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Bewohner förderlich. Bauherr und Handwerker sollten deshalb der Dauerbelastung durch gesundheitlich unzuträgliche Stoffe Einhalt gebieten. Vor allem dort, wo man sich über viele Stunden am wenigsten wehren kann: Im Schlafzimmer. Dort müssen für das Wohlbefinden wichtige Faktoren bedacht werden, etwa die Raumtemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit oder die Luftbewegung. Dafür sind bei Wänden und Decken Materialien erforderlich, die das Aufnehmen und Abgeben von Feuchtigkeit wie erwünscht zulassen und so aktiven Anteil an dem natürlichen Wechselspiel haben. Das setzt eine harmonische, gesundheitsverträgliche Kombination von Baustoffen für außen und innen voraus - Bedingung für gesundes Schlafen. Lassen dagegen die Materialien von Wänden und Decken die Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit nicht wie erwünscht zu, ist gerade auch im Schlafzimmer Gefahr im Verzug.
Sorgfalt bei Werkstoff-Auswahl Der Markt bietet inzwischen genügend Baustoffe, die es erlauben, mindestens die Gefahr gesundheitlicher Belastungen zu reduzieren. Schon eine Verminderung nützt, weil jede zusätzliche Emission dem Organismus hohe kräftezehrende Abwehrreaktionen abverlangt. Dadurch wird auf Dauer jeder Körper geschwächt.
Wüstenrot hat eine kleine Auswahl naturnaher Werkstoffe zusammengestellt:
Holz: Holzspanplatten, Sperrholz, Holzfaser- und Tischlerplatten. Auf die Abspal-tung von Formaldehyd durch Leime achten!
Pflanzenstoffe: Kork, Kokos, Seegras, Rindenschrot, Stroh, Schilfrohr, Hanf. Bei Rezyklierungspapier besteht die Gefahr von Feinstoffabgaben durch Bindemittel, die giftig sein können.
Lehm, Ton und Ziegelprodukte: Es sind die ältesten und natürlichsten Baumaterialien. Auch hier sollte auf Zuschlagstoffe geachtet werden. Auf der sicheren Seite ist man immer, wenn unabhängige Gutachten und Messungen den Produkten Unbedenklichkeit attestieren.
Kalk: Ein bewährter Putz- und Mauermörtel. Kalksandstein ist potentiell radioaktiv wegen des Einsatzes von Schlackensand als Zuschlag bei der Herstellung.
Bims: Ebenso wie Zement wegen potentiell hoher Radioaktivität eingeschränkt verwendbar.
Gips: Ein Produkt aus der Natur. Ist als Oberflächenmaterial wieder stark im Kommen.
Bitumen und Teerstoffe: Als Sperrstoffe gegen eindringendes Wasser nicht ohne weiteres zu ersetzen. Man sollte sie aber immer auf ein Minimum beschränken. Bei Herstellung und Verarbeitung können gesundheitsschädigende Stoffe auftreten. Allergikergeeignete Innenwand-Anstriche dürfen nicht fehlen, wenn es um die Schlafzimmer-Endbeschichtung geht. |