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Energie sparen und wohl fühlen


„Passivhäuser sind längst über den Status einer Liebhaberei für betuchtere Bauherren hinaus. Der Passivhausstandard ist vielmehr inzwischen eine wirtschaftliche Art des Bauens, der bei Häuslebauern aller Couleur immer größeres Interesse findet“, sagt Ingrid Lechner, Bauexpertin der Bausparkasse Schwäbisch Hall, die einen Überblick über die wichtigsten Kriterien für Passivhäuser zusammengestellt hat.

Wer den Anstieg der Energiepreise – und seiner jährlichen Heizkostenrechnung – mit Sorge verfolgt, für den ist ein Passivhaus eine echte Alternative. Denn eine besonders dicke Dämmung, die Dichtheit und eine kontrollierte Lüftung machen das Heizen im Passivhaus fast überflüssig. 75 bis 90 Prozent der in einem herkömmlichen Einfamilienhaus verbrauchten Energie lassen sich auf diese Weise sparen. Denn ein Passivhaus darf höchstens 15 kWh Heizwärme pro m2 Wohnfläche und Jahr verbrauchen. Das sind 1,5 Liter Heizöl oder 1,5 m3 Gas. Zum Vergleich: Altbauten verheizen zwischen 150 und 275 kWh, ein Niedrigenergiehaus benötigt 35 bis 75 kWh und ein Drei-Liter-Haus immer noch bis zu 35 kWh.

Vorhandene Energiequellen optimal genutzt
Das Sparkonzept ist simpel: In jedem Haus gibt es viele Energiequellen – das einfallende Sonnenlicht etwa, die Abwärme der Haushaltsgeräte ebenso wie vom Duschen oder Kochen, die Körperwärme der Bewohner und die Wärme der Zimmerluft. Da ein Passivhaus besonders hochwärmegedämmt ist und sehr dicht konstruiert ist, reicht diese Energie aus, um Wohlfühltemperaturen zu erzeugen. Nur wenn es im Winter sehr kalt wird, muss auch im Passivhaus ein wenig geheizt werden.

Die dafür sowie fürs heiße Brauchwasser benötigte Energie kann mit verschiedenen Systemen – von der Wärmepumpe über einen Pelletofen mit Pufferspeicher bis zum kleinen Gasbrennwertgerät – erzeugt werden. Hauptsache, die Haustechnik arbeitet energieeffizient. Denn neben der Heizwärme ist beim Passivhausstandard auch die Höchstmenge an Energie festgelegt, die insgesamt benötigt wird – etwa für Brauchwasser, Lüftung und Hausgeräte. Dieser Primärenergiebedarf liegt bei 120 kWh. Sekundärenergien wie Strom oder Heizöl werden mit Verlust erzeugt – sie gehen daher über einen speziellen Faktor in die Primärenergie-Bedarfsrechnung ein und erhöhen den Wert. Umweltfreundliche Techniken, die regenerative Energiequellen nutzen, halten den Wert dagegen niedrig: Sonnenkollektoren liefern bis zu 60 Prozent des benötigten Warmwassers, Photovoltaik liefert Strom aus Licht.

Ständig Frischluft ohne Lüften
Eine Schlüsselfunktion hat die kontrollierte Lüftung. Dank eines Wärmerückgewinnungsgrades von über 90 Prozent überträgt sie die in der Abluft enthaltene Wärme auf die kühle Zuluft. Damit lässt sich beispielsweise null Grad kalte Frischluft auf 16 bis 18 Grad vorwärmen. Außerdem verteilt die kontrollierte Lüftung eventuell benötigte Heizwärme im Haus. Im Sommer kann man mittels der Lüftung kühlen. Ohne die Fenster zu öffnen, hat man immer frische Luft und ein ausgeglichenes Raumklima, da Feuchtigkeit sicher abtransportiert wird. Besonders für Allergiker ein Vorteil: Die Fenster bleiben zu und damit Pollen und Insekten draußen. Wer will, kann selbstverständlich in den warmen Monaten trotzdem die Fenster öffnen und für natürlichen Durchzug sorgen. Nur: Nötig ist es – anders als in Häusern ohne kontrollierte Lüftung – nicht.

Die wichtigsten Passivhaus-Kriterien
Damit man mit der Wärme haushalten kann, muss die Bauweise bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehören vor allem eine möglichst kompakte Hausform mit minimierter Außenfläche sowie eine exzellente wärmebrückenfreie Dämmung der Haushülle inklusive Fenster. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von Wand, Dach und Boden muss unter 0,15 W/(m2 K) liegen. Dreifach verglaste Fenster mit gedämmten Rahmen mit einem U-Wert von 0,8 W/(m2 K) sind passivhaustauglich. Der dritte wichtige Aspekt ist eine luftdichte und wärmebrückenfreie Konstruktion. So bleibt die Wärme im Haus, die Wände sind wärmer als in Standardbauten und es werden – auch mit Hilfe der kontrollierten Lüftung – Bauschäden, Schimmelbildung und Zugluft verhindert. Schließlich muss ein Passivhaus, das seinen Namen verdient, passiv Energie sammeln. Das heißt: Die Fenster lassen die Wärmestrahlen des Lichts ins Haus, aber nicht wieder hinaus. Damit das möglich ist, sollten die großen Scheiben nach Süden ausgerichtet sein.

Mehrkosten schnell amortisiert
Rund 4.000 Passivhäuser wurden bisher in Deutschland gebaut. Ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 140 m2 kostet etwa fünf bis acht Prozent mehr als ein gleich großer Standardbau. Dafür sind die laufenden Energiekosten erheblich niedriger, manche sonst üblichen Nebenkosten entfallen sogar ganz, und zudem erhalten Passivhaus-Bauherren Zuschüsse oder günstige Darlehen aus Förderprogrammen, etwa bei der KfW-Förderbank. „Damit“, so Ingrid Lechner, „können sich im günstigsten Fall die Mehrkosten bereits nach einem Jahr amortisiert haben.“

- Südfenster sammeln Sonnenlicht, Balkone werfen Schatten gegen zu viel Hitze und ernten so reichlich Energie. Foto: Schwäbisch Hall/Weberhaus


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