Moderne Bautechnik für mehr Wohnqualität unterm Hausdach
Schwäbisch Hall, 20. Dezember 2005 - Der Fortschritt der Bautechnik ist innerhalb unserer Häuser nirgendwo stärker spürbar als unterm Dach. Früher wohnten unter der Schräge nur Dienstboten oder der sprichwörtlich „arme Poet“. Im Winter war es kalt, im Sommer heiß, zugig das ganze Jahr über. Selbst in Dachgeschossen, die erst vor 30 Jahren ausgebaut wurden, ist der Wechsel der Jahreszeiten noch allzu gut spürbar. Heute dagegen ist es technisch kein Problem, den höchsten Punkt des Hauses zu dessen Prunkstück zu machen – üppig verglast, edel gestaltet und zugleich mit angenehmem Raumklima. Aber: Damit alles gut bedacht wird, will alles gut durchdacht sein. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall hat Tipps für einen erfolgreichen Dachausbau zusammengestellt und gibt einen Überblick über Materialien und Variationsmöglichkeiten – von der Dachdeckung über die Dämmung bis zur Verglasung.
Grundsätzlich gilt: Aufs Dach gehören Leute vom Fach. Wofür man eine Baugenehmigung braucht, ob die Statik stimmt, wie die Installationen auszuführen sind – all das überprüfen, planen und realisieren am besten erfahrene Architekten und Handwerker. Ein attraktives Dach ist nicht nur die weithin sichtbare Visitenkarte des Hauses, sondern auch am stärksten Witterung und Umwelteinflüssen ausgesetzt: Kälte, Hitze, Regen, Schnee und Hagel, Wind und Sturm, Erschütterungen, Staub, Ruß, Moos, Ungeziefer. Damit das Dach all diese Belastungen übersteht, sollten die Arbeiten nicht nur von Fachleuten ausgeführt werden, es ist auch Grund genug, bei der Auswahl der Dachdeckung auf Qualität zu achten (siehe Grafik „Stilvoller Schutz fürs Dach“).
Neben der Wahl des Materials ist die Frage der Farbe zu klären. Immer mehr Bauherren entscheiden sich für eine Alternative zum klassischen Ziegelrot oder zum matten Schwarz. Glasierte oder eingefärbte Dachsteine aus Ton oder Beton sind keine Seltenheit mehr. Doch aufgepasst: In vielen Kommunen schränken – von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedliche – Bauordnungen und Bebauungspläne die Möglichkeiten der Form-, Farb- und Materialwahl ein. Wer im Zuge einer Dachsanierung seinem Haus ein neues Outfit verpassen möchte, sollte also lieber vorher beim zuständigen Amt nachfragen.
Zwar sind vielerorts Baugenehmigungen für einen Dachausbau nicht mehr erforderlich, jedenfalls nicht bei der Erweiterung einer bestehenden Wohnung ins Dachgeschoss hinein. Sobald aber eine Gaube eingebaut wird, muss das Bauamt zustimmen. Auch wenn eine komplett neue, abgeschlossene Wohnung unterm Dach entstehen soll, ist eine ganze Reihe von Forderungen zu erfüllen. Darum erkundigt man sich am besten vor Beginn der Arbeiten, ob das Bauvorhaben genehmigungspflichtig ist.
Dämmqualität bestimmt das Raumklima Wärme steigt bekanntlich nach oben. Deshalb muss gerade ein Dachausbau die strengen Richtlinien des zulässigen Wärmebedarfs für Neubauten erfüllen, also dem Niedrigenergiehaus-Standard entsprechen. Laut Energieeinsparverordnung muss die Dachschräge einen maximalen U-Wert – das ist der Wärmedurchgangskoeffizient – von 0,3 W/m2 K erreichen, wofür die Dämmung 16 – 20 cm dick sein muss. Das wird zwar vom Bauamt in aller Regel nicht überprüft, aber den Standard einzuhalten, lohnt sich trotzdem. Denn die Wärmedämmung verhindert im Winter, dass die Heizungswärme durchs Dach entweicht (und damit bei Minusgraden die Heizkosten in die Höhe schießen), im Sommer hilft sie gegen Überhitzung.
Eine gute Dämmung wirkt aber nicht nur ausgleichend aufs Raumklima, sie bietet auch wirkungsvollen Schutz vor Feuchtigkeit und Zugluft. Von außen darf kein Schnee oder Regen, von innen kein Wasserdampf ins Gebälk oder in die Dämmung eindringen. Die Luftdichtigkeit aller Bauteile ist eine Grundanforderung an energiesparendes Bauen – das gilt nicht zuletzt fürs Dach, weshalb es hier besonders auf eine sorgfältige Ausführung ankommt. Denn undichte Stellen können einen Teil der Dämmung wirkungslos machen. Klassische Schwachstellen sind offene Fugen an Kabeln oder Rohren sowie entlang angrenzender Bauteile.
Viel hilft viel Die Faustregel, nach der ein Dach gedämmt werden sollte, ist simpel: Viel hilft viel. Nur 2 cm Dämmstoff haben die gleiche Wirkung wie 6 cm Holz oder 40,5 cm Vollklinker. Für 2 cm mehr müsste man in Klinker eine ganze Mauerschale ergänzen. So einfach es in der Theorie scheint, einen Speicher mit ein paar Rollen Mineralwolle, mit Gipsfaserplatten und dem Einsatz von Muskelkraft in einen behaglichen Wohnraum zu verwandeln, so kompliziert kann es im Detail sein.
Generell gilt: Am wirkungsvollsten ist eine so genannte Aufsparrendämmung, bei der die Dämmschicht zwischen Dachsparren und Dachziegeln liegt. Sie ist allerdings auch die teuerste Variante und lohnt sich daher nur, wenn das Dach ohnehin gedeckt wird. Da die Arbeit direkt auf dem Dach ausgeführt werden muss, ist sie zudem für Heimwerker tabu. Üblicher ist daher auch die Zwischensparrendämmung, bei der Dämmkeile zwischen den Dachsparren montiert werden – eine Aufgabe, die sich die meisten Heimwerker durchaus zutrauen. Aber Vorsicht: Wird hier nicht äußerst sorgfältig gearbeitet, entstehen Wärmebrücken, an denen die Dämmschicht durchfeuchten kann. Ebenso wichtig: die Dampfsperre, die ein Eindringen der Luftfeuchtigkeit aus dem Dachraum in die Dämmschicht verhindert.
Dämmstoffe aus Recycling-Material wie Altpapier oder aus nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Hanf, Kork und Schafwolle haben ihre Stärken neben der Dämmwirkung auch in der Feuchteregulierung: Sie sorgen für ein angenehmes Raumklima. Die positiven Eigenschaften muss man allerdings – verglichen mit herkömmlichen Dämmstoffen – mit einem deutlich höheren Preis bezahlen. Und: Nicht alle Öko-Materialien eignen sich zum Selbsteinbau.
Licht ins Dach-Gemach Ist die Hülle dicht und warm, muss Licht hinein. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Die meisten Landesbauordnungen legen fest, dass als Fensterfläche mindestens 12,5 Prozent der Raumgrundfläche vorhanden sein müssen (wobei nur Flächen bis 1,50 m Höhe zählen). Erst die richtigen Fenster schaffen jene Atmosphäre, die Dachwohnungen so beliebt machen: das Gefühl, dem Himmel ein Stück näher zu sein – geschützt, aber mit Blick hinaus in die Welt.
Am einfachsten einzubauen und auch am preisgünstigsten sind Dachflächenfenster. Ihr großer Vorteil ist die hohe Lichtausbeute: Insbesondere Überfirstverglasungen, bei denen Fenster auf beiden Dachseiten des Giebels aufeinander treffen, sorgen für maximalen Lichteinfall. Diese Variante bedarf allerdings unbedingt einer geeigneten Verschattung. Andernfalls kann die Sonne – vor allem bei flacher Dachneigung und nach Süden oder Südwesten ausgerichteten Fenstern – das Dachgeschoss weit kräftiger aufheizen als einem lieb ist. Eine lichtdurchflutet-luxuriöse Variation sind Glasschiebefenster, mit denen man eine Dachterrasse in einen Wintergarten verwandeln kann.
Fenster in Gauben lassen zwar bis zu 50 Prozent weniger Licht in den Raum als Dachflächenfenster, haben aber einen Vorteil: Sie sorgen für eine erhebliche Vergrößerung der Wohnfläche und sind daher vor allem bei kleinen Räumen sowie bei flacher Dachneigung die beste Wahl. Nachteil: Gauben sind teurer und genehmigungspflichtig.
Das lässt sich auch von besonders großzügig wirkenden Giebelfenstern sagen. Wer die Kosten dieser teuersten Variante der Dachverglasung nicht scheut, kann seinem Haus einen wahrhaft spektakulären Auftritt verschaffen. Zusätzlicher Vorteil bei großem Dachüberstand: Im Winter kann die tief stehende Sonne den Raum heizen, im Sommer schützt der Überstand vor Überhitzung.
Wo Licht ist, muss auch Schatten sein Apropos Überhitzung: Damit unterm Dach im Sommer keine Backofentemperaturen entstehen, gibt es zu jedem Dachfenster die passende Verschattung. Welche Variante die beste ist, hängt auch von der Nutzung des Dachraums ab. Für Schlaf- und Kinderzimmer empfehlen sich lichtdichte Verdunkelungsrollos. Mit durchscheinenden Rollos lassen sich Wohn- und Arbeitsräume je nach Intensität des Tageslichts unterschiedlich sanft tönen. Das plissierte Gewebe von Faltstores sorgt für gleichmäßiges, stimmungsvolles Licht. Jalousien haben den Vorteil, dass sich durch die beweglichen Lamellen Richtung und Menge der Lichtstrahlen gezielt steuern lassen. Für einen verglasten Giebel eignet sich ein der Form des Fensters angepasster Lamellenvorhang.
Am besten lässt sich die Sonne aussperren, wenn die Verschattung außen angebracht ist. Dazu eignen sich Markisen aus einem mit PVC überzogenen Glasfasergewebe. Die robuste Alternative zur filigranen Markise sind Rollläden. Sie bilden mit den Dachfenstern eine optische und funktionale Einheit, erlauben eine komplette Verdunkelung und sorgen, als geräuschdämmende Aluminiumlamellen, sogar bei Regen für ungestörten Schlaf.
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